15 Jahre am Südpol
Es ist kaum zu glauben, aber es gibt tatsächlich Menschen, die ein ganzes Jahr lang unter extremen physischen wie psychischen Bedingungen (freiwillig) verbringen: Südpol, exakt 90 Grad südlicher Breite, von der Erdrotation unberührt, dafür von extremer Kälte mit gefühlt bis zu minus einhundert Grad Celsius gezeichnet, fast permanente Winde und Stürme, dazu extreme Trockenheit der Atmosphäre, nur ein Sonnenaufgang und ein Sonnenuntergang pro Jahr, in der dunklen Jahreszeit untermalt vom flackernd-bezaubernden Himmelstanz des Polarlichts – kurz: eine Welt jenseits aller Erfahrungen, der Weite und der Schwerelosigkeit des Alls scheinbar näher als der belebten Erde. Wahrhaftig außergewöhnlich, der unter diesen Prämissen nicht nur ein Jahr er- und überlebt, sondern sogar deren Dutzend, mehr noch: 15 unglaubliche Jahre im Dienste der Forschung, an einem einsamen, eisigen Teleskop, das 365 Tage im Jahr funktionieren muss, wenn es hier Bilder aus dem All ungehindert von allen irdischen Einflüssen empfängt. Robert Schwarz ist „Mr South Pole“ mit einem längeren Aufenthalt an diesem bemerkenswertesten aller Orte als jeder andere Mensch auf diesem Globus. Er schildert in packenden Ausführungen das dennoch alltägliche Leben in der Station Amundsen-Scott, von den hohen Ansprüchen der Wissenschaft bis zu den kleinen Freuden des Personals. Stets schwingt die Eiseskälte mit, bei jedem Handgriff wird man daran erinnert, dass die todbringende Umgebung, die kalte Polarnacht, der gleißend-klirrende Polartag nur hauchdünn entfernt sind. Danke für diese hautnahe und authentische Erfahrung – bei wohligen Hörsaaltemperaturen!
Foto: Robert Schwarz