REFERENT/IN
Glasze, Georg
Prof. Dr.Start
21. Mai 2012 - 19:00
Ende
21. Mai 2012 - 21:00
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Innstraße 31, 94032 Passau View mapBrennende Autos, gewalttätige Jugendliche, überforderte Sicherheitskräfte und ratlose Politiker – seit den Unruhen im November 2005 ist die so genannte „crise des banlieues“, die Krise der französischen Vorstädte, auch in den deutschen Medien zu einem Thema geworden. Dabei ist das Thema nicht neu. Bereits seit den 1980er Jahren war es mehrfach in Großwohnsiedlungen der Vororte zu Unruhen gekommen. Die „Krise der Vorstädte“ ist seit Jahrzehnten ein zentrales Thema der innenpolitischen Auseinandersetzung in Frankreich. Neu ist allerdings, dass „die Krise“ in Politik und Medien nicht länger nur als eine städtebauliche oder soziale Krise beurteilt wird, sondern als eine Krise, die auf ethnisch-kulturelle Unterschiede zurückzuführen sei. Andere gesellschaftliche Gruppen kritisieren eine solche Ethnisierung der banlieues-Auseinandersetzungen als Reproduktion kolonialer Muster. Sie argumentieren, dass die französische Mehrheitsgesellschaft die banlieues und ihre Bewohner genauso behandle, wie während der Kolonialzeit die Kolonien und die Eingeborenen behandelt wurden. Der Vortrag stellt zunächst in einem historischen Rückblick dar, wie es zur Stigmatisierung der „banlieues“ und indirekt ihrer Bewohner gekommen ist und entwickelt die These, dass die Rede von einer „Krise der banlieues“ gesellschaftliche Probleme verdeckt.
Bildnachweis: von Abachell (Eigenes Werk) CC BY-SA 2.5, via Wikimedia Commons