REFERENT/IN
Soyez, Dietrich
Prof. Dr.Start
23. Oktober 2006 - 19:00
Ende
23. Oktober 2006 - 21:00
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Innstraße 31, 94032 Passau View mapWenn es denn in Kanada schier unerschöpfliche Ressourcen geben sollte, so eine allgemeine Außenwahrnehmung, dann müssten es doch Wasser und Wald sein. Lange haben die Kanadier selbst dies auch geglaubt, bis seit den 1960er Jahren heftige Konflikte um die angemessene Nutzung dieser Rohstoffe deutliche Knappheiten signalisierten. In manchen Regionen mag es sich hier um nur relative, empfundene Knappheiten handeln, erklärbar durch ungenaue oder unvollständige Bestandsaufnahmen, vor allem beim Rohstoff Holz. Häufiger tritt jedoch eine tatsächliche Verknappung ein, besonders durch übermäßige Nutzung in den zugänglicheren Teilen der Provinzen. Das Problem hat sich in den letzten Jahrzehnten dadurch weiter verschärft, dass auch Kanadas Ureinwohner – von den atlantischen Provinzen im Osten bis nach Vancouver Island im Westen – alte Rechte oder neue Ansprüche auf die Ressourcen geltend machten, selbst wenn dies vielfach erst mit Hilfe der Gerichte gelang. Als völlig neues Konfliktmoment kam ab den 1990er Jahren hinzu, dass kanadische Ureinwohner versuchten, ihre Ansprüche durch eine Internationalisierung der Auseinandersetzungen durchzusetzen oder auch amerikanische wie europäische Umweltschützer bisher ungenutzte Bereiche schlicht zu schützenswerten Wildnisregionen erklärten. Lokale und regionale Ressourcen waren damit unvermittelt in globale Konfliktfelder eingebunden. Der Vortrag wird diese Situation am Beispiel der Wasserkraftprojekte an der Baie James/James Bay (Provinz Québec) und des War of the Woodsan der kanadischen Westküste (Provinz British Columbia) darstellen.
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